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Inspiration Fotografie

Schwierigkeiten positiv umsetzen

by Claudia Brose
Text Claudia Brose
Foto Klaus Zühlke | Dolomiten Fotowanderung

 

„Langsam fing ich an zu verstehen. Um etwas zu erschaffen, muss man den Blick verändern, für sich einen Ansatzpunkt finden, eine Vision entwickeln, sich ohne Unterlass darin üben, die Regeln zu ändern. Schwierigkeiten positiv umsetzen, mit sich selbst ringen, um Klischees zu vermeiden. Ich begann, anstelle der Objekte die Räume zu zeichnen. Ich lernte, die Formen um die Dinge, um die Buchstaben oder um die Farben herum zu entdecken. Heute mache ich das ganz automatisch. Die Räume zwischen den Formen springen mir sogleich ins Auge.“

Der heute international bekannte italienische Fotograf Oliviero Toscani lernte an der Kunstgewerbeschule in Zürich und Zeichnen war nicht gerade seine Stärke.

Ärger und Frust machen sich breit, wenn wir etwas nicht hinbekommen, wenn wir lernen und nicht weiterkommen oder wenn Pläne durch Unerwartetes durchkreuzt werden.

Neue Wege

Wie kommen wir auf neue Anstöße, Ideen, Lösungswege? Ob in der Fotografie, der Corona Krise, bei Arbeitsprojekten oder täglichen Stolpersteinen?

„Wenn du den menschlichen Körper schon nicht malen willst, Oliviero, dann halte nur die Körper an sich fest, die Luft zwischen den Körpern oder den Raum drumherum…“, riet der Professor dem Schüler Toscani. Und das hat Toscanis Wahrnehmung verändert. Der Anstoß für eine ganz andere Sichtweise hat ihm neue Möglichkeiten und Ideen an die Hand gegeben, die er fortan ausprobierte und übte.

Unterschiedliche Fachrichtungen, Herangehensweisen und Betrachtungsweisen brachten Toscani somit auf den Weg, seinen Stil, seine Lösungen und andere Perspektiven zu finden. Und sich dabei selbst immer wieder in Frage zu stellen, um besser zu werden. Auf unserem Weg brauchen wir immer wieder zwischendurch „Geburtshelfer“, die uns mit anderen Herangehensweisen oder Erfahrungsschätzen anstoßen können. Die uns vielleicht das Vertrauen geben, den Mut zu haben, in die Tiefe zu gehen und etwas Neues hervorzubringen.

Dem Unbekannten entgegentreten

„Die Kreativität bleibt die Domäne des Zweifels, der Suche, der Krise und der Fragilität. Wenn du dich nicht selbst riskierst, wenn du es nicht wagst, dem Unbekannten entgegenzutreten, erschaffst du nur wieder etwas, das es schon gibt, du gibst den Klischees und falschen Gewohnheiten nach“, beschreibt Oliviero Toscani.

Genau hinschauen und wahrnehmen, um zu entdecken, was sich in uns und um uns herum befindet, bringt uns neue Erkenntnisse oder führt zu neuen Bildideen. In der Fotografie entscheidet jeder für sich, wann der richtige Moment ist, seine Sichtweise festzuhalten und wie sie festgehalten wird, um ein Gefühl oder eine Botschaft zu vermitteln.

Betrachten ist ein schöpferischer Akt

„Betrachten ist ein schöpferischer Akt. Da die Bewegung unendlich ist, bist du es, der über den Moment entscheidet, in dem das Bild Gestalt annimmt – du bist derjenige, der die Zeit erschafft, die verrinnt, der sie einfriert oder sie verwandelt, je nach deiner Vorgehensweise.“ Das hat Oliviero Toscani für sich herausgefunden.

 

(Die Zitate von Oliviero Toscani sind seinem Buch „Die Werbung ist ein lächelndes Aas“ entnommen).
Claudia BroseSchwierigkeiten positiv umsetzen

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