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Kreativität ist Vertrauen

by Claudia Brose
Text Claudia Brose
Photo Klaus Zühlke | Dolomiten Fotowanderung

 

Bist du kreativ? Hältst du dich für kreativ? Ist das ein Ding, das andere, „die Kreativen“ haben und du nicht? Welche Stimme in deinem Kopf spricht da? Sind das unsinnige oder wahre Gedanken? Woran glaubst du? An die Gewaltenteilung in deinem Kopf, Sektion Kreativ und Sektion Nicht-Kreativ?

W.H. Murray OBE (1913-1996) beschreibt zu Beginn seines Buches The Scottish Himalayan Expedition (1951), dass in dem Moment, in dem man sich für eine Aktion, eine Idee, eine Kreation entscheidet und fest dazu verpflichtet (committed), kommt auch die Vorsehung in Bewegung. Alle möglichen Dinge passieren auf einmal, die einem helfen, dass die Idee oder das Projekt oder die Kreation Gestalt annimmt und sich vorwärtsbewegt. Dinge, die sonst nie passiert wären. Ein Strom an Ereignissen, Begegnungen, materiellen Unterstützungen und Möglichkeiten, die man sich nie hätte vorstellen können, tun sich auf. Alles, weil man die Entscheidung getroffen und den ersten Schritt gemacht hat.

Dieses Wohlwollen, diese „Hilfen“, die sich einem eröffnen und als Geburtshelfer zur Seite stehen findet man, je nach Quelle, als Musen, Engel, Vorsehung oder Universum beschrieben. Und dann kommt das Unterbewusstsein ins Spiel, dem man vertraut, dass es beständig weiterarbeitet und einem dem Weg weist. Das ist der Punkt, an dem, wie es der Autor Steven Pressfield beschreibt (in The War of Art): „noncreative people“ hate „creative people“. Because they’re jealous. The sense that the artists and writers are tapped into some grid of energy and inspiration that they themselves cannot connect with.

Hier kommt der Glaube her, dass es kreative und nicht-kreative Menschen gibt. Und so entsteht eine Fraktion von Neidern, die glaubt, dass die Liga der Kreativen irgendwie mit einer besonderen Energie und Inspiration in Verbindung stehen, die sich der Neider Fraktion einfach nicht erschließt.

Of course, this is nonsense, schreibt Pressfield weiter. We’re all creative. We all have the same psyche. The same everyday miracles are happening in all our heads day by day, minute by minute.

Also, alles Quatsch. Wir alle sind kreativ. Ob “Kreativer”, Fotograf, Künstler oder Unternehmer. Die täglichen kleinen Wunder, die um uns herum geschehen, die in unseren Köpfen passieren, sortieren nicht nach kreativen und nicht-kreativen Menschen. Sie sind da. Sie passieren. Wir müssen sie nur wahrnehmen, zulassen, unseren Gedanken zuhören. Hinhören, hinschauen, was um uns herum passiert, was es gibt, was wir so oft übersehen und Eindrücke, Ideen und Wunder sammeln. Darauf vertrauen, dass wir sehen, fühlen, bemerken können. Das Vertrauen, dass wir kreativ, und eben auch fotografisch kreativ sein können.

Das erinnert mich daran, wie Eberhard Schuy, Still-Life Fotograf und Referent, in einem seiner Vorträge über Kreativität sagte, er vertraue darauf, dass ihm eine Idee kommen wird. Er weiß es einfach. Er bekommt einen Kundenauftrag für ein Produkt Fotoshooting, für eine Werbekampagne und er hat keine Ahnung wie er die Herausforderung, die Botschaft der Firma und ihres Produktes kommunizieren soll. Aber er WEIß, dass ihm eine kreative Lösung einfallen wird. Er weiß, er kann seinen Fähigkeiten, seinen Erfahrungen, seinem Unterbewusstsein, seiner „Kreativität“ vertrauen.

Wir alle können die Hilfe der Musen, der Engel, des Universums annehmen. Wenn wir uns zu unserer kreativen Idee entscheiden und den ersten Schritt machen. Wenn wir vertrauen in unsere kreativen Kräfte haben. Wenn wir uns öffnen für die vielen Dinge, die wir täglich sehen und wahrnehmen können, die unseren kreativen Geist füttern.

Kreativität ist Vertrauen.

Claudia BroseKreativität ist Vertrauen

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