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Was brauche ich für ein gutes Foto?

by Claudia Brose

Was ist wichtig, um ein gutes Bild zu kreieren? Ideen, kreativen Geist, technisches Know-How, Motive, Leidenschaft, Sinn für Komposition? Ist es mittlerweile die gute Kamera Ausrüstung, die heute so weit entwickelt ist? Oder sind es die vielen Jahre an Erfahrungen?

Der bekannte Fashion Fotograf Peter Lindbergh findet, es gibt keinen einen Grund, sondern es ist entscheidend, eine Vision für die Person oder die Szene vor der Kamera zu haben und etwas zu erkennen und festzuhalten, das andere nicht sehen. Ausschlaggebend ist die Verbindung zwischen dem Fotografen und der Person vor der Kamera.

Was dann passiert beschreibt Peter Lindbergh so: Er fotografiert den Raum, der sich zwischen der Person und ihm, dem Fotografen befindet. Es ist nicht das Äußere der Körperstruktur oder die Architektur des Gesichtes, sondern der unsichtbare Teil der Person, die er festhält, falls die Person willens ist, diese dem Fotografen zu schenken.

Auch bei den Fotografen und Referenten der SommerAkademie geht es um die Idee, das Menschliche, das Spiel mit dem kreativen Geist und um das, was beim Fotografen im Kopf und Herzen passiert. SommerAkademie Referent und Produktfotograf Eberhard Schuy sagt: „Wenn das Bild wirklich gelungen ist, wird es durch das bestimmt, was man nicht sieht.“ Und von Teilnehmer M. Görgens wird unser Referent Rüdiger Schrader, Fotograf und ehemaliger Fotochef, wie folgt beschrieben: „Ganz vorne steht bei Rüdiger das Sehen, der stete, bewusste und hellwache Kontakt zu allem, was sich regt oder was auch nur leise irgendwo in einer Ecke liegt.“

Fotografie Technik?

Inwieweit spielt die Technik in der Fotografie eine Rolle?

„Wenn man ein Instrument erlernt oder einen Golfabschlag übt, sind Regeln und Richtlinien zwar manchmal unangenehm, aber sie sind essenziell, um Virtuosität zu erlangen“, heißt es in Alexander von Schönburgs Buch Die Kunst des lässigen Anstands. „Erst diese Regeln und Richtlinien ermöglichen es einem überhaupt, ein Instrument zu beherrschen oder einen Schlag richtig hinzukriegen. Und erst wenn man sie vollkommen verinnerlicht hat, erlangt man die künstlerische Freiheit, die es bedeutet, ein Instrument zu beherrschen.“ Das gilt natürlich genauso für die Fotografie.

Die Idee ist, die Technik so zu beherrschen und stetig zu üben, so dass sie in Fleisch und Blut übergeht und der Fotograf NICHT mehr darüber nachdenkt. Dann kann er sich auf das Bild konzentrieren, die Idee, das Kreative, die Gefühle und das, was er mit dem Bild vermitteln möchte.

„Es ist wichtig, dass wir ab einem bestimmten Punkt in unserer fotografischen Entwicklung den »Glauben an die Wunderkraft der Technik« aufgeben, uns nicht mit Kameras, Software und Looks beschäftigen, sondern mit der Essenz der Fotografie, dem aufmerksamen Sehen und Erleben unserer Umgebung.“ Schreibt Jürgen Gulbins in fotoespresso. Die Technik befähigt uns, aber sie ist nur Werkzeug, um unsere Vision umzusetzen und das, was wir sehen und fühlen, in ein Bild zu verwandeln.

M. Görgens sagt weiterhin über Rüdiger Schrader: „Rüdiger ist ein Mensch, der sich um Technik einen Kehricht zu kümmern scheint – und mir schon deshalb überaus sympathisch ist. Ich weiß, dass er das Handwerkliche beherrscht, aber darüber redet er nicht. Wie erfrischend!“

Dass Technik die Grundlage ist, die es ermöglicht, kreative Ideen umzusetzen, bestätigt auch unser SommerAkademie Referent Andreas Marx, der sich seit vierzig Jahren mit Produkt- und Industriefotografie beschäftigt. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man auch künstlerische Ideen in der Fotografie erst wirklich zielgerichtet umsetzen kann, wenn man die Technik auch “im Griff” hat. Ansonsten bleibt es bei Zufallstreffern.“

„Cristiano Ronaldo ist einer der größten Fußballspieler seit Pelé….Sein Geheimnis laut einem langjährigen Mitspieler: Er hört nie auf, an sich zu arbeiten.“ So schreibt Alexander von Schönburg weiter in seinem Buch. Ronaldo ist ein Virtuose mit dem Ball und erzielt keine Zufallstreffer.

Emotionen in der Fotografie?

Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil der Fotografie. Ein Bild sollte Gefühle sowohl beim Betrachter als auch beim Fotografen hervorrufen.

„Wenn jemand etwas kreiert, ein Gemälde, ein Gedicht, ein Foto, kommt das Kreative von einer Idee, von einem Gefühl, einer Emotion oder von einer Kombination von Ideen und Gefühlen, die irgendwie neu-geboren werden aus all unseren Erfahrungen und Perspektiven.“ – Peter Lindbergh.

Fotograf Eberhard Schuy beschreibt, was er in seinem ungewöhnlichen Produkt Fotoworkshop bei der SommerAkademie Ende August vermitteln möchte: „Wie Gefühle fotografiert werden können, wie wir lächelnd spüren und fotografieren was uns vor Ort bewegt. Fotografiere was Du fühlst, nicht was du siehst.“

Der Fotograf Stefan Dokoupil ist der Ansicht, dass das, was die Fotografie bislang so besonders gemacht hat, immer weiter vernichtet wird. „Niemand würde für ein Selfi morgens um 5 Uhr früh aufstehen, weil das Licht so besonders ist, es gibt ja Filter, man muss auch nicht mehr besondere Plätze suchen, seit wir wissen wie Composing funktioniert, und selbst dafür gibt es inzwischen Apps.“, empfindet er.

„If you cannot feel what you photograph, how do you expect the viewer to also feel what you see?” schreibt der Fotograf Eric Kim.

Zeit für Fotografie?

Braucht ein gutes Foto Zeit? In Zeiten, wo Fotojournalisten ihre Fotos sofort, noch vor dem nächsten Tor oder während der Wahlrede an die Redaktion übermitteln sollen, wo Instagram und Social Media Plattformen dazu verführen, alle Lebensmomente direkt als Foto zu verbreiten, zählen Quantität und Schnelligkeit. Bleiben Qualität und Sinnhaftigkeit von Bildern auf der Strecke?

Bleibt da noch der Sinn für das Schöne? Zeit, sich auf das Motiv zu konzentrieren, auf das Gefühl, und die Ruhe sich auf die Situation einzulassen?  Bei Auftragsarbeiten gibt es natürlich Zeitvorgaben, die einen begrenzen. Wenn wir davon aber frei sind, können wir „beim aufmerksamen Umkreisen einer Szene, die uns besonders berührt, oder beim Flanieren mit der Kamera in der Stadt ­– den Moment genießen und uns entspannen: Ruhe im hektischen Alltag. Und je mehr wir uns auf die Ruhe und Aufmerksamkeit einlassen, desto besser werden unsere Bilder“, schreibt Jürgen Gulbin weiter in fotoespresso.

„Zum Fotografieren und somit zum Erschaffen eines Bildes braucht man Zeit. Die Welt hat aber keine Zeit mehr….und wer keine Zeit mehr hat, kann knipsen und influencen!“, beschreibt Fotografin und SommerAkadmie Referentin Petra Stadler die Situation aus ihrer Sicht.

Die Welt ist geprägt von visuellen Reizen und Informationen, was bedeutet, dass Bilder durch die Geschwindigkeit und Reichweite der Sozialen Medien eine enorme Macht haben. Das heißt aber auch, dass den Verfassern der Bilder eine Verantwortung zufällt, welche Auswirkungen seine Bilder haben.

Was ist wichtig, um ein gutes Bild zu kreieren?

„I feel finding the picture is the most important part of being a photographer. The actual shooting is of lesser importance.” – Jay Maisel

 

Photo © Mihail Ribkin on Unsplash

 

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Claudia Brose ist Co-Founder und Inhaber der IF/Academy InspirationFotografie. www.if-academy.net

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