Text John McDermott | Photo © John McDermott
Neugier und einfühlsame Beobachtung sind für die Arbeit eines Fotografen, insbesondere bei Portrait und Peoplefotografie von grundlegender Bedeutung. Genau hinschauen. Aber auch genau hinhören und Einfühlungsvermögen haben oder entwickeln. Wir müssen lernen, Menschen zu lesen und ihr Vertrauen zu gewinnen beziehungsweise zu verdienen. Das ist sicherlich nicht immer einfach.
Der Blick
Das Gesicht – der Blick – kann die Wahrheit einer Person enthüllen oder manchmal verbergen. Wir Fotografen beobachten und gehen auf Entdeckungsreise. Und dann projizieren wir das, was wir „sehen“ und entdecken in unsere Bilder.
Der große Fotograf Edward Steichen sagte: “Ein Porträt wird nicht in der Kamera gemacht, sondern auf beiden Seiten, vor und hinter der Kamera.“ Das bedeutet, dass es eine Zusammenarbeit zwischen dem Fotografen und dem Subjekt/Modell gibt, zwischen dem Beobachter und dem, der in die Kamera schaut.
Neugier und Empathie für das Gegenüber
Die berühmte Portraitfotografin Annie Leibovitz hat es so ausgedrückt: “Wenn ich sage, dass ich eine Person fotografieren möchte, dann meine ich damit eigentlich, dass ich sie kennenlernen möchte!” Annie empfindet eine unglaubliche Neugier und Empathie für ihre Modelle/Subjekte und das kann der Betrachter auch wirklich in den Portraits erkennen und fühlen.
So war es eigentlich auch immer bei mir. Ich mache Fotos, zumindest teilweise, weil die Fotografie eine Möglichkeit ist, die Welt und die Menschen, aber auch mich selbst besser kennenzulernen und besser zu verstehen. Fotografie war schon immer eine Form von “Therapie”. Sie hat mir viele verschlossene Türen geöffnet und ich habe durch die Fotografie unglaublich viele interessante Menschen getroffen. Die Fotografie hat mir aber auch meinen Verstand geöffnet. Und ich habe das Bedürfnis, das zu teilen, was ich sehe und was ich beobachte. Ich möchte der Welt sagen: “Schau dir diese schönen Dinge an, die ich gefunden habe!” Es ist so eine Bereicherung, das Gesehene zu teilen und ich hoffe, dass ich mich so weiter mit der Welt austauschen kann.
“Every Picture Tells a Story”
Denn, Bilder sind Geschichten. Genau, wie es auch der große Rockphilosoph Rod Stewart gesungen hat “Every Picture Tells a Story” – “Jedes Bild erzählt eine Geschichte”.
Und eine weitere wunderbare Beschreibung, warum Fotografien so wichtig sind, hat die Fotografin Berenice Abbott in 6 einfachen Worten ausgedrückt: “Die Fotografie hilft den Menschen zu sehen”.
Wahrnehmung und Selbstbeobachtung
Fotografie ist viele Dinge und es nimmt viele verschiedene Formen an. Fotografie ist ein wunderbares Mittel, sich in Wahrnehmung und Selbstbeobachtung zu üben und sie macht natürlich enorm viel Spaß. Und was ich besonders schätze ist, dass sie die Tür zu einer anderen, weiteren und schönen Welt öffnen kann!
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