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“Warum Du beim Drucken mehr als beim Fotografieren lernst”

by Claudia Brose
photo © Karin Pizzinini | Hermann Will bearbeitet und druckt bei der SommerAkademie

 

Im Juli diskutierten die Teilnehmer des IF/Academy GetTogether Calls mit Hermann Will über das Thema Drucken. Hermann erläuterte seine Einsichten zu “Warum Du beim Drucken mehr als beim Fotografieren lernst”.

Aus dem Vortrag von Hermann und der anschließenden Diskussion mit 25 Beteiligten sind hier einige Punkte und Meinungen zusammengefasst.

Wir alle machen Fehler beim Fotografieren. Die Frage ist, schleifen wir unsere Fehler beim Bildergebnis mit uns mit oder analysieren wir zwischendurch unsere Bildergebnisse, wie zum Beispiel bei der Bildbearbeitung und bei der Druckvorbereitung? Warum werden Ergebnisse so selten analysiert?

Dabei kann man nun auch infrage stellen, ob die Bildbearbeitung Teil der Arbeit des schöpferischen Fotografen ist oder nicht. Kann man sich nicht einfach eine neue, bessere Kamera kaufen, dann werden die Bilder doch gleich besser?

Viele schreckt auch die Bedienung eines Druckers ab. Dazu kommt, dass Farbmanagement ist in der Tat nicht so einfach ist. „Einen Auslöser drücken kann jeder, aber ein gelungenes Foto zu einem großartigen Print verarbeiten, ist ein weiterer Schritt, seine Fotografie und seine Bildergebnisse zu verbessern…!“ – Hermann Will

Kettenreaktion vom Fotografieren zum Drucken

Hermann nannte mehrere Fehlerquellen beim Fotografieren, die in der Folge zu Problemen beim Drucken werden können: Unterbelichtungen (Tipp von Hermann: Bracketing mit 0,7 Exposure Value (EV) Differenz.), Belichtungen und Störfaktoren im Bild korrigieren (Bildausschnitte anders wählen), Schärfeverteilung (Liegt die Schärfe auf den Augen oder beim für dich bildwichtigen Detail?).

Bei der Druckvorbereitung und Drucken erkennt man oft erst, ob ein Bild scharf ist oder nicht.

Oder, es wird einem die Frage vor Augen geführt, ob denn „das Auge so geführt wird“, dass der Betrachter die bildwichtigen Details anschaut?

Worauf könnte man entsprechend schon beim Fotografieren oder eben bei der Bildbearbeitung achten? Weg mit Bilddetails, die stören, ablenken, Fragen aufwerfen. Eine mögliche, einfache Nachbearbeitung, die Hermann einsetzt ist Nachbelichten, Abwedeln oder Sättigung erhöhen.

Bildbearbeitung für einen Teilnehmer schon immer ein wichtiger Teil der Arbeit, als es dazu noch in die Dunkelkammer ging. Mit der digitalen Fotografie sind die Möglichkeiten natürlich enorm gewachsen empfindet er, was er als großen Vorteil erachtet. Dennoch sieht er dabei eine Gefahr. Zum einen eine Denkweise, dass eine Aufnahme nicht gut sein muss, da man am Ende doch noch unzählige Möglichkeiten der Verbesserung hat. Zum anderen, dass die Verbesserung zur Verschlimmbesserung wird und in „Kitsch mit Selbstzweck abgleiten kann“.

Fehlerkultur

Hier schließt sich ein weiteres Thema an: Fehlerkultur.

„Wenn du dich weiter entwickeln willst, hinterfrage deine Bilder bezüglich technischer und kompositorischer Schwächen: Betrachte die Analyse als konstruktiven, aufbauenden Prozess, der dich stärkt!“, empfiehlt Hermann.

Wir haben eine schlechte Fehlerkultur in Deutschland. Zum Glück ändert sich das langsam. Die USA sind da ganz anders unterwegs. Dort werden Fehler als willkommene Form von Lernen und Weiterentwicklung anerkannt.

Fehler sind deine Freunde. Untersuchungen in verschiedenen Berufszweigen haben nachgewiesen, dass umso mehr schlechte Ideen oder Ergebnisse ein Komponist, Künstler, Unternehmer oder Wissenschaftler produzierten, umso erfolgreichere Ideen entstanden am Ende. Erfolgreiche Menschen stehen auf Misserfolge, weil sie wissen, dass umso mehr sie ausprobieren und daneben liegen, desto mehr lernen sie, und umso mehr sie lernen, desto mehr verbessen sie sich und umso schneller sind sie erfolgreich.

Ein Teilnehmer drückt ebenfalls sein Empfinden zur schlechten Fehlerkultur aus. Auf die Fotografie bezogen hat er den Eindruck, dass zu dieser Fehlerkultur manchmal beiträgt, dass Kritiker unter den Fotografen zur Selbstüberschätzung neigen und ihre Kritik so formulieren, dass sie nach Vernichtung klingt. Als positives Gegenbeispiel nannte er – Vielen Dank dafür! – die IF/SommerAkademie für Fotografie in Margreid. Dort gehen die Teilnehmer untereinander und im Austausch mit den Referenten ehrlich, respektvoll und konstruktiv mit Kritik und Feedback um, immer mit der Idee, dass alle motiviert und gestärkt vorwärtskommen sollen.

Hermann sieht es so: „Ohne Fehler kein Fortschritt. Gestehe Dir positiven Umgang mit Fehlern zu: Stell Dir mal die Evolution ohne Fehler vor?“

Als Tipp gibt Hermann weiter:

„Spiele! DU darfst für dich auch die Regeln der Bildgestaltung in Frage stellen, ignorieren, ausprobieren!“

photo © Heike Rost Photographie

 

Claudia Brose“Warum Du beim Drucken mehr als beim Fotografieren lernst”

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