Bei der Eröffnung zu der Lightcatcher Fotoausstellung im LUMEN Museum dieses Wochenende fragte der Moderator, der Journalist Zeno von Braitenberg, was ist eigentlich Wahrheit und können wir mit Bildern, eine Wahrheit festhalten? Und, ist nicht ein Bild, das in einem Bruchteil eines Momentes eine Situation festhält, eigentlich nicht auch nur eine Interpretation des Betrachters oder des Fotografierenden? Also kann ein Foto nur subjektiv sein, nicht objektiv.
Der Fotograf Charles Harbutt, ehemaliger Präsident von Magnum Photos, beeinflusste Generationen von jungen, ambitionierten Fotografen. Er schreibt: “Eine Kamera ist ein Filter, durch den die Realität eines existenziellen Moments (die Welt plus die Kamera plus die ganze Person) in einem Foto vereint wird. Das Foto bewahrt die visuellen Aspekte dieses Moments, so wie der Moment fotografiert wurde, von wo sich der Fotograf befindet, sowohl physisch als auch in Bezug auf Bewusstsein und Tiefe.” Und so ist das Foto eine subjektive Interpretation.
Fotografen bewegen sich im täglichen Leben oftmals mit einem wacheren Blick als andere Menschen. Dies sollte eigentlich jeder machen. Da sich Fotografen oft bewusst nach Motiven oder Augenblicken Ausschau haltend bewegen, nehmen sie ihr Umfeld anders und genauer wahr. Das macht eine beobachtete Situation, fotografisch oder geistig festgehalten, nicht „objektiver“, aber es fließen mehr Informationen und Perspektiven in einen zu interpretierenden Moment.
“Wenn die Augen geöffnet sind, ist ein Bewusstsein für Träume und das Innenleben schon möglich, allerdings ist ein Bewusstsein für die äußere Welt nur möglich, wenn wir offenen Auges durch die Welt gehen. Und deshalb ist das Leben in vollen Zügen zu erfahren nur möglich, wenn man wach und mit offenen Augen auf den Straßen der Welt unterwegs ist”, erklärt Charles Harbutt.
Warum berühren uns einige Bilder viel mehr als andere? Es ist nicht die Wahrheit oder die Abbildung einer Sache. Sondern weil der Fotograf, die Ruhe und Wachsamkeit hatte etwas zu sehen, was wir nicht wahrgenommen haben. „Den Moment einer fotografischen Kreation“, so beschreibt Harbutt, „ist wie der Moment bei Yoga oder der Meditation, bei dem man an einem Punkt der totalen Ausgeglichenheit angekommen ist. Das ist der Moment, wo gute Bilder entstehen.“
“Starren. Das ist der Weg, dein Auge zu schulen, und noch viel mehr. Starren, neugierig sein, zuhören, lauschen. Du willst Wissen aufsaugen. Denn du bist nicht lange hier.” – Walker Evans, einer der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts
Um das, was um uns herum geschieht besser und bewusster wahrzunehmen, für Kopf und Seele, braucht es die Fähigkeit, innezuhalten, genau hinzuschauen, aufzunehmen und zu beurteilen. Und das kann man üben.
Lightcatcher Kurt Moser, unterstützt durch Barbara Holzknecht, erstellt mit seinen Ambrotypie Bildern einzigartige Bilder, nicht reproduzierbare Unikate. Kurt hält inne, schaut genau hin und nimmt sich Zeit, denn ein Bild dauert mehrere Stunden. Eine Seltenheit in der schnelllebigen Welt von heute, die von der digitalen Fotografie beherrscht wird. Aber das kann man üben.
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